Es gibt diese seltenen Momente im Leben, in denen man sich fragt: Ist das noch Sport – oder bereits Außenpolitik, Satire und Kabarett in einem? Die Veranstaltung zur Auslosung der WM-Gruppen 2026 in den USA, Mexiko und Kanada war genau so ein Moment. Ein Abend, der eigentlich dem Fußball gehört hätte, sich aber schnell als perfekter Schauplatz entpuppte für eine Mischung aus politischem Flirt, egomanischer Selbstbespiegelung und einer Preisverleihung, die selbst beim Eurovision Song Contest als „leicht übertrieben“ gegolten hätte.
Während drinnen FIFA-Präsident Gianni Infantino und Donald Trump die Bühne betraten, kann man sich den Fußball gut vorstellen:
Trikot an, Schuhe geschnürt, bereit für den großen Moment – doch dann sagt ihm der Türsteher:
„Sorry, heute bist du nur Statist. Die Hauptrollen sind schon vergeben.“Es war wie ein Kindergeburtstag, bei dem das Geburtstagskind nicht eingeladen wurde.
Gianni Infantino, stets bemüht, neue Grenzen der Fremdscham auszuloten, überreichte Donald Trump einen „Friedenspreis“ – eine Art goldene Peperoni für diplomatische Verdauungsstörungen.Natürlich war es kein offizieller Preis. Kein Komitee, kein Gremium, keine Abstimmung. Im Prinzip also wie vieles in der Politik: Man macht es einfach, wenn die Kameras laufen.
Trump nahm das Teil entgegen, als wäre es der lang erwartete Beweis dafür, dass er endlich bekommt, was er schon seit Jahren für sein Geburtsrecht hält: den Nobelpreis.Er lächelte in die Kameras und man konnte förmlich hören, wie sein innerer Monolog sagte:
„Seht ihr? Selbst der Typ vom Weltfußball weiß, dass ich der Friedensbringer bin. Norwegen? Schweden? Ihr schuldet mir was!“
Infantino wirkte während der Verleihung wie ein Animateur, der die Stimmung im Hotel-Ferienclub retten muss.
„Und jetzt, meine Damen und Herren, applaudieren wir bitte alle ganz laut für den Mann, der… äh … viel getan hat.“Es fehlte nur noch, dass er Trump eine Urkunde bastelt mit bunten Filzstiften und Glitzer:
„Für besondere Verdienste im Bereich der… irgendwas.“Der Mann, der die WM alle drei Jahre abhalten möchte, überreicht dem Mann, der glaubt, dass er Kriege verhindert, indem er keine Landkarten liest – es war ein Match made in Comedy Heaven.
Natürlich wurde irgendwann auch ausgelost.
Der Ball drehte sich, die Präsentatoren lächelten, und irgendwo auf der Welt versuchte ein Trainer herauszufinden, in welcher Zeitzone er seine Mannschaft überhaupt antreten lassen muss.
USA, Kanada, Mexiko – eine WM über ein ganzes halbes Erdgeschoss.
Aber diese Details gingen völlig unter, denn die Schlagzeilen des Abends waren längst geschrieben:
Trump bekommt Friedenspreis – WM-Auslosung beiläufig mit abgehandelt.
Wenn man den Bericht einordnen will, landet man irgendwo zwischen den Kategorien Sport, Politik und Comedy.
Man könnte sogar eine neue Kategorie einführen:
„Globale Selbstinszenierung mit Ballbeilage.“Denn eines ist klar:
Bei dieser Veranstaltung war der Fußball nur die Deko – so wie die Petersilie am Rand eines Schnitzels.
Niemand weiß, warum sie da liegt, aber anscheinend gehört sie dazu.
Wenn die WM 2026 so wird wie diese Auslosungsfeier, dann stehen uns spannende Wochen bevor:
Viel Show, wenig Inhalt, und der Fußball versucht tapfer, irgendwo zwischen den politischen Eitelkeiten nicht völlig unterzugehen.
Pep Ironie hält fest:
Die WM-Auslosung 2026 war nicht der Moment, an dem der Fußball gestorben ist – aber ganz sicher einer, in dem er vergeblich an die Tür geklopft hat.
Foto: Frankfurter Allgemeine