Nun also doch: Thomas Gottschalk, Deutschlands dienstältester Fernseh-Greis mit eigener Schallplattenfrisur, hat seinen Rücktritt vom Showgeschäft verkündet. Angeblich. Vielleicht. Eventuell. Wer ihn kennt, weiß: Ein Gottschalk-Abschied hält ungefähr so lang wie ein Neujahrsvorsatz im Fitnessstudio.Sensation? Wirklich?
Mal ehrlich: Wenn ein 74-jähriger Dauerblondierter, der inzwischen mehr Werbung für Hörgeräte macht als Sendezeit bei "Wetten, dass..?" hatte, seinen Rückzug erklärt, ist das ungefähr so sensationell wie eine Stauballergie in der Wüste. Und mal unter uns: Viele Zuschauer hatten längst aufgehört, aktiv zuzuhören – spätestens seit seine Moderationen in der Halbwertszeit von Toastbrot dahindümpelten.Papst-Vergleich inklusive
In einer rührseligen Ansprache verkündete TG, er höre auf, weil sogar der neue Papst jünger sei als er. Ein nachvollziehbares Argument: Schließlich war die einzige reale Alternative zu einem Rücktritt wohl die feierliche Umbettung ins Museum für Lebende Fossilien.Gottschalks Comeback-Quote liegt bei 120%
Natürlich glauben wir ihm sofort, dass er wirklich, wirklich aufhört. Genauso wie wir glauben, dass Dieter Bohlen niemals wieder eine Castingshow macht oder dass Bahnstreiks nur eine Ausnahme sind. Statistisch gesehen wird Thomas also in spätestens drei Jahren wieder moderieren: Ein 40-jähriges "Wetten, dass..?"-Comeback-Spezial, ein "Let’s Dance – Senioren-Edition" oder vielleicht eine exklusive Kooperation mit Geers: "Top, das Hörgerät gilt!"Geld oder Geltungsbedürfnis?
Man darf sich natürlich fragen: Warum tut sich jemand diesen Zirkus immer wieder an? Ist es das Geld? Das Geltungsbedürfnis? Oder einfach das Unvermögen, die eigene Fernbedienung zu bedienen und versehentlich auf "Ruhestand" umzuschalten? Man weiß es nicht. Wahrscheinlich eine Mischung aus allem – wie bei einem schlecht gemixten Cocktail, den keiner mehr trinken will, aber der Barkeeper immer wieder nachschenkt.Deutschland verneigt sich – aber nur ganz leicht
Natürlich wird Gottschalk jetzt landauf, landab in den Himmel gelobt. Nostalgiker vergießen Tränen, Millennials fragen sich: "Wer ist das eigentlich?" und die Öffentlich-Rechtlichen kalkulieren heimlich, wie viele Retro-Wiederholungen man aus dem Altmaterial noch herausquetschen kann, bevor selbst der letzte Gebührenzahler rebelliert.Fazit?
Danke, Tommy. Danke für Shows, bei denen wir immer wussten, was auf uns zukommt: ein bisschen peinlich, ein bisschen zauberhaft, ein bisschen wie eine Autobahnraststätte um 3 Uhr morgens – man hält an, weil man irgendwie muss.Wir freuen uns auf dein nächstes Comeback. Oder dein nächstes Hörgeräte-Werbeplakat. Je nachdem, was schneller geht.
Foto: Spiegel